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Methoden dekolonisieren, Partizipation fördern

Internationales Lehrkonzept zu partizipativen Methoden im Bereich
"Gender and Diversity"

 

Ein erster Anstoß zur Entwicklung eines Lehrkonzepts ,Gender and Diversity‘, das der Internationalisierung des Masterstudiengangs Gender Studies dienlich sein soll, ergab sich durch die Beteiligung des ZAG an der 2. vom DAAD finanzierten Spring School „GenCom2: Developing gender competence in higher education programmes on natural resources management“ im Frühjahr 2012 in Rogow / Polen. Im Rahmen dessen ermöglichte es die Referentin und Lehrbeauftragte des ZAG, Dr. Marion Mangelsdorf, Master-Studierenden der Gender Studies, zwei Lehrveranstaltungen miteinander zu verbinden: Ein ,Gender-Didaktik-Training‘ sowie eine weitere Lehrveranstaltung, die als ,Lehrpraxis‘ oder ,Studienprojekt‘ angerechnet werden kann.

In einer ersten Vorbereitungsphase konzipierten die Studierenden gemeinsam mit der Gender Trainerin Melanie Ebenfeld und Mangelsdorf eine Lehreinheit unter dem Titel „Questioning the self-evidence of our gender-understanding“. Diese wurde dann als 3-tägige-Lehreinheit im Rahmen des 14-tätigen Intensivprogramms in Polen Studierenden folgender Hochschulen angeboten: Albert-Ludwigs-Universität (ALU) Freiburg, Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien, Swedish University of Agricultural Sciences (SLU) Umeå, Warsaw University of Life Sciences (SGGW) Warschau. Beteiligt waren sechzehn Personen des Masters of Environmental Gouvernance (MEG), des Masters of Forest Ecology and Management, der Masterstudiengänge Gender Studies und Soziologie sowie Promovierende aus den Umweltwissenschaften. Die Personen kamen aus dreizehn verschiedenen Ländern, alle Kontinente waren vertreten.

Das Besondere an der Lehreinheit war, dass sie als ein Zusammenspiel verschiedener didaktisch-methodischer Inhalte konzipiert war: Aufwärmaktivitäten folgten Theorieimpulse, die wiederum gerahmt waren von Diskussionsübungen und Gruppenarbeiten. Abends wurden gemeinsam Filme aus Marokko, Argentinien und Ägypten angeschaut, die zur Vertiefung von Lehrinhalten beitrugen. Dieses Ineinandergreifen von theoretischer Auseinandersetzung mit intensiver Gestaltung des sozialen Miteinanders wurde in einer solchen heterogenen, internationalen Gruppe als äußerst positiv empfunden. Folgende Ausschnitte aus Feedbacks verdeutlichen dies:

 

„… The session had a nice balance of theoretical content and dynamic activities (…). The dynamic exercises were a great way of breaking the ice and getting the most out of our diverse group. I also enjoyed a lot the use of creative material used such as discussing literary texts and viewing of films. I would say the strongest point was the ability of the three lecturers to facilitate the discussion amongst a group of very diverse people from different disciplinary and cultural backgrounds, in a way that made everyone feel comfortable to voice their opinion, and maintaining a positive environment even as the debate got heated.“

Sadhbh Juárez Bourke, MEG Freiburg
 


„I think that all participants were able to learn something and were stimulated by the subject matter – evidenced by the fact that the discussion continued outside of class to the pizzeria.“

Pete Sheldon, MEG Freiburg

 

Nach der Spring School wurden diese Lehrerfahrungen von den Masterstudierenden Gender Studies gemeinsam mit Ebenfeld und Mangelsdorf evaluiert und in einer Broschüre festgehalten.

Das vorgestellte Impulsprojekt zeichnet sich durch mehrere Aspekte aus, die im Folgenden aufgeführt werden sollen:

  • Der partizipatorische Ansatz des Lehrkonzepts ist deutlich hervorzuheben. Studierende und Lehrende nahmen gleichermaßen als Lehrende und Lernende teil.
  • Außerdem traten Studierende und Dozierende heterogener fachlicher, sozialer, kultureller und ethnischer Herkunft sowie unterschiedlicher sexueller Orientierung miteinander in Dialog. In einer konstruktiven Atmosphäre konnten methodische und theoretische Fragen der Intersektionalität und Diversität erörtert werden.
  • Auf diese Weise wurden die Gender Studies als Grundlagenforschung für Politiken der Diversität erlebbar und es konnte für die Veränderbarkeit sozialer Praxis entlang folgender Fragen sensibilisiert werden: Wie lassen sich die Ziele der Unrechtsbekämpfung, Gleichstellung der Geschlechter und Antidiskriminierung erreichen? Wie lassen sich Toleranz und Respekt fördern?
  • Zu guter Letzt wird die die starke Fokussierung der Theorie- und Methodenentwicklungen in den Gender Studies auf den angloamerikanischen Kulturraum durch solche internationalen und partizipatorischen Ansätze ebenfalls auf andere Räume und Gesellschaften ausgeweitet. Dies trägt zu einer Internationalisierung der Gender Studies bei, die immer wieder ein wichtiger Motor in der Entwicklung dieser heterogenen, interdisziplinären und interkulturellen Lehr- und Forschungsrichtung ist.
     

Eine sich aus der Beteiligung an der Spring School und einem „Gender Method Workshop“ in Bogor / Indonesien 2012 entwickelte Kooperation mündete in einem internationalen Vertrag zwischen dem ZAG und der umweltwissenschaftlichen Organisation „Bioversity international“. Dadurch ist es möglich, dass die Abteilung Gender Studies das von verschiedenen umweltwissenschaftlichen Organisationen angelegte Programm GRP6 „Forests, trees and agroforests. A strategy for gender-responsive research and action“ mit weiterentwickelt. Im Frühjahr 2013 wird durch die Koordinatorin der Abteilung Gender Studies ein weiterer „Gender Method Workshop“ in Kuching / Malaysia mitorganisiert, in dem Forschende, die in Feldern Asiens und Westafrikas arbeiten werden, für gendersensitive, partizipatorische Methoden sensibilisiert werden sollen. An der Organisation und dem Workshop werden sich wiederum Studierende der Gender Studies im Rahmen ihres im Studienplan implementierten Studienprojekts beteiligen können. 

Aus den Diskussionen in Bogor und in Vorbereitung auf Kuching stehen Fragen partizipativer Methoden im Mittelpunkt der Auseinandersetzung. Unter dem Motto „Methoden dekolonisieren, Partizipation fördern“ sollen bereits in der Planungsphase symmetrische Lehr- und Lernstrukturen zwischen internationalen Studierenden der Gender Studies und der Umweltwissenschaften angelegt werden.

Herzstück hierfür stellen wie auch in der Vor- und Nachbereitungsphase zur Spring School in Polen Gender Didaktik und Theorie Trainings dar, die vom ZAG angeboten werden sollen. Dazu sollen entsprechende Expert/innen aus den Feldern der partizipativen, postkolonialen und gendersensitiven Theorien, Methoden sowie Didaktiken eingeladen werden. Gegebenenfalls könnte auch eine/r der Forschenden hinzukommen, die am Malaysia-Workshop teilgenommen hat, um von den Erfahrungen aus dem Feld zu berichten und auf diese Weise Studierende mit in den Forschungsprozess einzubeziehen. Die Trainings sollen uniintern ebenfalls für Freiburger Masterstudierende des Masters of Environmental Gouvernance (MEG), der Interdisziplinären Anthropologie, Soziologie, Orientalistik und Ethnologie geöffnet werden. Wünschenswert wäre darüber hinaus ein Austausch und eine Kooperation mit der Stabsstelle „Gender and Diversity“ der ALU.